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Von der Bundeswehrkaserne zum DithmarsenPark

Seit Anfang der sechziger Jahre bis 2007 hatten diverse Bataillone ihren Standort in der Dithmarsenkaserne in Abersdorf. Viele Berufs- und Zeitsoldaten wurden ganz oder zeitweilig in dem schönen Luftkurort ansässig. Zum Grundwehrdienst wurden in diesen Jahren viele junge Dithmarscher und Nordrhein-Westfalener Männer rekrutiert. Einige kehren noch heute regelmäßig zum Urlaub an die Schleswig-Holsteinische Nordseeküste zurück.

50 JAHRE BUNDESWEHR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN

– Von Holger Piening  –

Dithmarschen eignete sich „aus mehreren Gründen besonders gut“ für die Aufstellung von Garnisonen. Das glaubte Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß (CSU) jedenfalls.

Und er erwähnte dies, als die schnell aufzustellende Bundeswehr fieberhaft nach geeigneten Standorten suchte, gegenüber dem CDU-Bundestagsabgeordneten Hermann Glüsing aus Wrohm (1908-1981).

„Hermann Bonn“, damals auch bereits Kreispräsident von Süderdithmarschen, tat alles, um „FJS“ in diesem Glauben zu bestätigen. Gemeinsam mit den Dithmarscher Landräten Hannemann und Schücking und den Bürgermeistern führte er bereits am 10. August 1956 in Heide ein Gespräch mit Landesregierung und Wehrbereichskommando. Dabei wurden für Albersdorf und Meldorf je ein und für Heide sogar zwei Bataillone vorgesehen. Für Dithmarschen sprach insbesondere, dass der Wehrverwaltung das Restgut Riese bei Albersdorf zum Kauf angeboten worden war. So war die Schaffung eines gemeinsamen Standortübungsplatzes ohne weiteres möglich.

1960 bis 1963 wurde am Schrumer Weg 2 in Albersdorf auf einem 22 Hektar großen Gelände die erste neue Kaserne in Dithmarschen nach Kriegsende gebaut.

Der Bundeswehrwohnungsbau brachte 120 neue Wohneinheiten und über 40 Eigenheime für Soldaten zu Stande. Die Albersdorfer bereiteten dem Feldartilleriebataillon 61 einen herzlichen Empfang mit Fahnenschmuck. Die Soldaten aus Schleswig waren nicht ganz unbekannt in Dithmarschen, denn sie hatten im Vorjahr bei der verheerenden Februarsturmflut an Dithmarschens Deichen mit Schaufeln und Sandsäcken vollen Einsatz gezeigt.

Die Aufgaben der ABC-Abwehrtruppe waren länger gefragt. Insbesondere im Ausland gab und gibt es Bedarf für die ABC-Aufklärung von möglicherweise verstrahlten und vergifteten Gebieten mit dem Spürpanzer Fuchs, Dekontamination (Entstrahlung, Entgiftung, Entseuchung) und die Aufbereitung von verschmutztem Wasser zu Trinkwasser.

Die Albersdorfer waren daher im Zusammenhang mit dem ersten Golfkrieg bereits 1991 in der Türkei und im kurdischen Teil des Iran eingesetzt zur Herstellung der ABC-Abwehrfähigkeit der NATO-Luftstreitkräfte. Sie waren 1993 am UN-Einsatz in Somalia beteiligt zur Wasseraufbereitung und 1996 in Kroatien. Ab 1999 stellte das Bataillon jedes Jahr eine Kompanie von 70 bis 80 Soldaten für den KFOR-Einsatz im Kosovo und in Albanien ab. Bei dem jeweils viermonatigen Einsatz wurden Fahrzeuge und Gerät dekontaminiert und Wasser aufbereitet.

Fünf bis zehn Albersdorfer waren regelmäßig in der ISAF-Schutztruppe für Afghanistan tätig in Kabul, Kundus und Feyzabad, eine Handvoll Spezialisten befanden sich im Rahmen der Operation Enduring Freedom (Bekämpfung des internationalen Terrorismus) in Kuwait. In beiden asiatischen Ländern oblag den Albersdorfern die Bereitstellung von Trinkwasser.

Über 30 000 Soldaten sind in Albersdorf ausgebildet worden, vorwiegend aus Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. 1981 leisteten 1055 Soldaten ihren Dienst in der Dithmarsen-Kaserne, davon 690 Wehrpflichtige. 20 Jahre später waren es noch rund 850 Soldaten und mehr als 30 Zivilbediensteten. Das ABC-Abwehrbataillon hatte seinerzeit 600 Soldaten und 20 Zivilbedienstete. 120 weitere Dienstposten entfielen auf Kraftfahrausbildungzentrum und Betriebshof.

1964 erhielt der Gebäudekomplex den Namen „Dithmarsen-Kaserne“. Von 1968 bis 1970 kommandierte Wolfgang Altenburg das Bataillon, der später Generalinspekteur und damit ranghöchster Soldat der Bundeswehr wurde.

Zu den Artilleristen (61er) gesellten sich vorübergehend das Technische Bataillon Sonderwaffen 660 (siehe Teil VIII dieser Serie über Atomwaffen in Schleswig-Holstein), drei Ausbildungskompanien und die Mörserkompanie 380. Zeitweise waren fast 1500 Mann in der Kaserne stationiert.

Dann wurde 1971 das ABC-Abwehrbataillon 610 in Albersdorf aufgestellt. Es sollte Schutz und Abwehr vor dem Einsatz von atomaren, biologischen und chemischen Waffen durch einen möglichen Gegner vorbereiten, kann Feuer bekämpfen, Objektschutz leisten und zur Tarnung Nebel werfen. Auch dieses Bataillon erwies sich als schlagkräftiger Katastrophenhelfer, als im Januar 1976 erneut die Deiche bedroht waren. 

Es wurde im Raum Brunsbüttel eingesetzt, während die Feldartilleristen im überschwemmten Christianskoog Deichverstärkungsmaterial heranbrachten und Bruchstellen schlossen.

Drei Jahre später bewährten sich die Albersdorfer Soldaten in der Schneekatastrophe. Mit Feldarbeitsgerät und Bergepanzern räumten sie Straßen, versorgten Eingeschlossene, transportierten Kranke und holten Milch von den Bauernhöfen ab.

1993 wurde das Feldartilleriebataillon 61 umstrukturiert zum Beobachtungsartilleriebataillon 61. Es erhielt eine technische Aufklärungsgruppe mit Schallmeßsystem, Höhenwindradar und mobilen Wetterstationen. Die Wetterdaten dienten zur Korrektur der Geschossflugbahnen. Der artilleristische Auftrag für die Albersdorfer endete mit dem Jahr 1995. Das Beobachtungsartilleriebataillon 61 wurde am 19. April 1996 außer Dienst gestellt.

In Albersdorf entwickelte sich eine besonders starke Identifikation der Soldaten mit ihrer Standortgemeinde und umgekehrt. Die Bundeswehr genoss volle Akzeptanz im Ort. Nicht zuletzt deshalb gingen mehrere Wellen des Truppenabbaus an der Gemeinde vorüber. Inzwischen nimmt das Verteidigungsministerium auf solche Faktoren und Gesichtspunkte der Wirtschaftsförderung keine Rücksicht mehr.

Schleswig-Holstein sollte nach dem Willen des Verteidigungsministeriums keine ABC-Abwehrtruppe mehr haben. Das ABC-Abwehrbataillon 610 wurde am 31. Dezember 2007 aufgelöst und der Standort Albersdorf im ersten Quartal 2008 geschlossen.

Der Traditionsverband Feld-/BeobArtBtl 61 e.V. wurde anlässlich der Auflösung des
Feld-/Beobachtungsartilleriebataillon 61 im Jahre 1996 gegründet und dient der Traditionspflege des ehemaligen Bataillons.

Kaum von der Bundeswehr am 31.12.2007 an die Bundes-Immobilien-Abteilung (BIMA) zur weiteren Konversion abgegeben, wurde die Übergabe des Geländes am 26.04.2008 an die neuen Eigentümer durchgeführt.
Nach ca. dreieinhalb Jahren Verhandlung mit der BIMA konnte es jetzt endlich losgehen. Die Schlüsselübergabe fand unter Anwesenheit der Politik und der Presse statt. Die eigentliche Arbeit konnte beginnen. Es entstand der Gewerbepark mit dem Namen Dithmarsenpark Albersdorf.